Die erste Philicorda Orgel, mit Röhrenklangerzeugung und Glimmlampenteilern. Der Verstärker (Modell 7600) ist in einem separaten Gehäuse unter der Orgel angebracht und mit einem Kabel zusammen gesteckt. Unter dem Verstärkergehäuse ist in einer Plastikwanne die Hallspirale untergebracht.
Laut Philipp Kupper gab es zwei verschiedene Modelle. Diese Orgel konnte man auch ohne 2kanaligen Verstärker bestellen.Stattdessen war ein Holzbrett als Ablagefach eingebaut. Typenbezeichnung war wohl anders.
Die Bedienelemente der
3 chörigen Philicorda Orgeln sind ohne viel Veränderungen bei
den Nachfolgemodellen übernommen worden. Links sind die 3 Fusslagenschalter
2´, 4´ und 8´. Daneben die 5 Register Vox 1 bis Vox 5
und ganz rechts der Vibrato Schalter.
Das Vibrato ist fest
auf 6 Hz eingestellt und kann nicht in der Intensität geregelt werden.
Der erste Regler von
links ist der Lautstärkeregler. Die Lautstärke kann auch mittels
zusteckbaren Pedal geregelt werden.
Daneben ist der Balance Regler, der den meisten Benutzern Schwierigkeiten bereitet, wenn sie nicht im Besitz der Bedienungsanleitung sind. Die Funktion des Balance Reglers ist abhängig von dem Kombinationsschalter und dem Manual Schalter, die jeweils 3 Schaltstellungen besitzen. Der Kombinationsschalter liefert in Stellung 1 Orgelsound pur, in Stellung 2 ein Tongemisch aus dem Orgelsound und dem Tonabnehmereingang (der Balanceregler regelt das Tongemisch beider Quellen) und in Stellung 3 den Tonabnehmereingang pur. Der Manualschalter bringt in Stellung 1 den registrierten Orgelsound im Bass wie im Diskant Teil des Manuals. Dadurch ist der Balanceregler ausser Funktion. In Stellung 2 ist der Bass fest registriert mit der Vox 1 4´+2´Registrierung, der Balance Regler regelt das Lautstärkeverhältnis zwischen Bass und Diskant im Manual und in Stellung 3 liefert der Bassteil des Manuals festeingestellte Akkorde die über der Tastatur beschrieben sind, während der Diskant wieder frei registrierbar ist. Der Balance Regler regelt wieder das Lautstärkeverhältnis zwischen dem Bass und dem Diskant. In Stellung 3 des Kombinationsreglers erfüllt der Balance Regler keine Funktion, da ja nur der Tonabnehmer an den Verstärker geschaltet wird.
Ganz rechts befindet sich
der Ausschalter, dann kann man besser denken ;-)
Der Blick in die Orgel
läßt von links nach rechts, das Netzteil, 2 Generatorplatinen
mit je 6 Oszillatoren, die Glimmlampenteiler Platinen (senkrecht eingebaut)
und den Ausgangsvorverstärker mit Vibrato RC Generator erkennen. Die
Filter der Register sind auf der Platine hinter der Bedienplatte aufgebaut.
Die Ausgangsbuchsen sind
etwas ungewöhnlich im Steckerformat, verbergen aber keine Geheimnisse.
Das Ausgangssignal liegt an Stift 2 und 4 der Buchse an, während die
restlichen 3 Anschlüsse an Masse liegen. Der Kopfhörerausgang
ist galvanisch mittels Trenntrafo von spannungsführenden Teilen getrennt.
Das schwellerpedal bekommt 6,3 Volt Heizspannung für eine Glühlampe
mit auf den Weg, die kontinuierlich leuchtet. Eine Mechanische Blende vor
einem lichtempfindlichen Widerstand liefert dann die Steuerspannung für
die Lautstärkeregelung. Der Tonabnehmer Eingang ist genauso wie der
Audio Ausgang beschaltet.
Der LC Hartley Generator
erzeugt eine sinusförmige Ausgangsspannung die direkt zu den Glimmlampenteilern
geführt wird. Pro Generatorplatine sind 6 Oszillatoren aufgebaut mit
je 1/2 ECC 83 Röhre. Gestimmt werden die Oszillatoren mit dem beweglichen
Spulenkern im Alugehäuse.
Die sinusförmige
Eingangsspannung wird durch die Ladecharakteristik des Kondensators, und
dem Zusammenbrechen der Spannung am Kondensator beim erreichen der Zündspannung
der Glimmlampe, in eine sägezahnförmige Spannung gleicher Frequenz
umgewandelt (dadurch ergibt sich ein Fehler in der Beschriftung bei obigen
Bild, am Eingang steht auch "1/2 f" statt "f" an).
Bei der zweiten Glimmlampenstufe
wird die Zündspannung mittels dem Trimmpoti so eingestellt, dass sich
am Ausgang der Stufe eine Frequenzteilung ergibt. Da die Potis an einer
Spannung von 175 Volt anliegen sind Einstellarbeiten nur von unterwiesenen
Fachkräften durchzuführen. Durch die hohe Spannung altern die
Bauteile entsprechend schnell und führen so zu Fehlern.
Der Endverstärker
7600 ist aus zweimal ECL86 im Single-Ended-Betrieb, einer EF86 im Abschirmmantel
und einer EZ81 bestückt. Das trockene Orgelsignal geht von der einen
Endstufe in die Hallspirale und von dort zum zweiten Kanal. Zur besseren
Abstrahlung wurden 2 Lautsprecher im Gehäuse integriert, die eine
Impedanz von 600 Ohm aufweisen(!).
(Vielen Dank an Carsten Meyer, für die freundliche Verbesserung!)
Die Philicorda 7500 besticht mit ihren Klang wahrscheinlich durch die nichtlinearen Kurvenformerzeugung mittels Glimmlampenteilern und durch Unlinearitäten bei der LC Grundtonerzeugung. Manko sind die eingeschränkten Regelmöglichkeiten, z.B. beim Vibrato.
Bei Anschaffung einer so alten Orgel sollte man sich die Zeit nehmen und die Tastenkontakte prüfen. Dazu sollte man jede Taste bei jeder einzeln eingeschalteten Fusslage einmal betätigen. Im Diskantteil hat jede Taste 3 Kontakte, im Bassteil entsprechende mehr, wegen der Akkordfunktion. Eine Reinigung der Tastenkontakte ist überaus zeitraubend und teilweise nur möglich, wenn die Orgel komplett zerlegt wird. Dies sollte man beim Kauf bedenken.
Auch tut man gut daran, eine zweite Orgel als Ersatzteillager zu besorgen, da z.B. die Glimmlampen (vor allen die dreipoligen) nicht mehr lieferbar sind. Gerüchten zufolge können die zweipoligen Glimmlampen durch Glimmlampen aus Startern von Leuchtstoffröhren ersetzt werden. Ich übernehme keine Haftung bei Schäden die bei solchen Experimenten entstehen.
Im Zweifelsfalle lieber die Hände von defekten Orgeln lassen!