Gleich vorweg, wie mir aufmerksame Leser dieser Seite mitteilten, sind die ersten 751er Modelle auch in Röhrentechnik ausgeführt. Dies müßte dann der Elektronik des 7500er Modells mit Röhren und Glimmlampen entsprechen. Es gab auch Modelle bei denen einzelne Baugruppen durch Transistortechik ersetzt wurden. Vermutlich ist das an der Sereiennmmer zu erkennen, dazu hab ich aber leider keine näheren Infos gefunden.
Hier links im Bild die Philicorda Typ 752. Die volltransistorierte Tonerzeugung ist identisch mit der 751er Philicorda nur die Baugruppen der Endverstärker, Halltreiber,Vorstufen- und Vibrato Platine unterscheiden sich, je nach Baujahr. Da meine 751er vor Erstellung dieser Dokumentation in die ewigen Sperrmüllgründe einging, gehe ich hier auf die 752er ein. Eine Beschreibung der Baugruppen der ersten 751er Modelle findet sich bei dem Modell 753, die vom Innenleben her identisch ist (außer dem fehlenden Endverstärker).
Laut Philipp Kupper gab es eine Mono und eine Stereo-Ausführung. Die Stereoausführung hatte einen Röhren-Vorverstärker und eine Stereoendstufe (1Kanal trocken, 1Kanal Hall). Die Mono-Ausführung war volltransistorisiert und hatte bereits den "schmäleren" Sound. Optisch waren die Instrumente gleich, bis auf die Anschlussplatine unten. Die 752 war die gleiche Orgel wie die751, einfach optisch etwas aufgewertet. (Knöpfe voll-Alu, Wippenschalter durchgehend).
Links findet sich ein Netzschalter und die dazu gehörige Lampe. Die Registrierungsschalter entsprechen immer noch dem alten Original. Neben den 5 Presets findet sich jetzt auch noch ein Schalter für Vibrato und Hall. Letzterer ist jetzt zusammen mit dem Endverstärker im gleichen Gehäuse untergebracht.
Der folgende Regler regelt
die Nachhallintensität, daneben der Regler der Vibrato Intensität.
Der Manualschalter mit seinen vielfältigen Variationen ist beim Modell
7500 bereits beschrieben und der benachbarte Kombinationsschalter besitzt
nur noch die Schaltstellungen "Nur Orgel" und "Orgel + Schallplattenspieler".
Es folgt noch der Regler der Gesamtlautstärke und der Balance Regler,
dessen Funktion in Abhängigkeit des Manual Schalters auch beim Modell
7500 beschrieben wurde.
Ansicht der Philicorda
Typ 751
Nach abnehmen des Gehäusedeckels
wird die Hauptgeneratorplatine ersichtlich, die alle verwendeten Töne
erzeugt und an die Tastenkontakte weitergibt. Im aufgeklappten Zustand
wird die Hallspirale und der Endverstärker zugänglich. Im Hintergrund
das Netzteil, im Vordergrund der Halltreiber. Vibrato und Filtereinheiten
sind auf den Platinen direkt hinter dem Bedien Panel zu finden. Bei den
alten 751er Orgeln sind diese, obwohl sonst voll transistorisiert, noch
in Röhrentechnik ausgeführt (siehe Beschreibung Typ753).
Als Endverstärker kamen die unterschiedlichsten Schaltungen in Betracht. Oben eine einfache Endstufe mit den Darlington Transistoren BDY 31. Davor gab es auch Endstufen mit den Transistoren BD 124 und als Halltreiber das Germanium Transistorpärchen AC 187/188K. In den älteren 751er Modellen finden sich 2 Endstufen gleicher Leistung mit je 2 AD 149 Transistoren, die je einen der beiden eingebauten Lautsprecher ansteuern. Beim zugeschalteten Nachhall wird eine der Endstufen als Halltreiber geschaltet und liefert das "trockene" Signal an einen Lautsprecher und an den Eingang der Hallspirale, während der Ausgang der Hallspirale an die 2. Endstufe geht und den 2. Lautsprecher ansteuert.
Die zahlreichen Anschlussmöglichkeiten
werden jetzt über Din Buchsen herausgeführt. Zu den Anschlussmöglichkeiten
der 751er Philicorda mit Lautstärke Schweller, Verstärkerausgang,
Kopfhörer, Tonabnehmereingang und Lautsprecherausgang kommt bei dem
Typ 752 noch der Anschluss eines externen Leslie Effektgerätes hinzu.
Um die obertonreicheren Sägezahnschwingungen zu erzeugen, wie sie bereits mit den Glimmlampenteilern bei dem Modell 7500 erzeugt wurden, greift man bei der Transistorversion auf einen Schaltungstrick zurück. Hier erst mal der Überblick der Tonerzeugung.
Der Hartley Generator ganz links erzeugt eine Sinusschwingung einer festeingestellten Frequenz, z.B. ein "f4".
Die nachfolgende Clipper Stufe formt aus dem Sinussignal ein Rechtecksignal um nachfolgende Teilerstufen ansteuern zu können.
Am Ausgang f4 liegt also entsprechend dieser Ton als Rechtecksignal an. Die Teiler 2 und 3 teilen die anliegende Frequenz jeweils durch 2, so dass an den ensprechenden Ausgängen f3, f2 usw. der entsprechende Ton jeweils ein Oktave tiefer zur Verfügung steht.
Durch mischen der einzelnen Töne in einem entsprechenden Verhältnis über die Mischwiderstände liegt an den Ausgängen f4, f3, f2, f1 usw. ein Treppenspannungsförmiges Ausgangssignal an, das dem Oberwellengehalt eines Sägezahnsignales recht nahe kommt.
Untenstehende Skizze erläutert dies im Bild.
Im Bild rechts ist die Schaltung der Teilerstufe dargestellt. Nachdem diese Schaltung (Bistabiler Multivibrator oder auch Flip-Flop) auch in den Teilerketten eines Rhythmusgerätes auftaucht, sei sie hier nochmal extra erwähnt. Das am Eingang A anliegende rechteckförmige Signal steuert nur mit seiner abfallenden Flanke das Ausgangspotential der Ausgänge B und C. Eine Frequenzteilung liegt bei beiden Ausgängen vor, sie sind nur gegenphasig. Nachdem sich die Ausgänge nur bei Zustandsänderung des Eingangs umschalten, liegt am Ausgang wieder ein symmetrisches Rechtecksignal an. Wem dies zu kompliziert ist, überliest diesen Absatz einfach und nimmt zur Kenntnis, dass auch die neueren Philicorda Orgeln immer eine konstruierte "Sägezahnschwingung" zur Formung ihres Klanges verwenden.
Die Philicorda Modelle 751 und 752 klingen aufgrund der unterschiedlichen Technik natürlich anders als das Vorgänger Modell 7500. Aber immer noch gut genug, sich so ein Teil ins Zimmer zu stellen. Typisch ist ein warmer, weicher aber belebter Klang. Das die älteren 751er Modelle durch ihre Röhrenvorstufe und den Übertragern in der Endstufe nochmal anders klingen, als die volltransistorisierten Modelle sollte klar sein, aber bei den momentanen Gebrauchtpreisen fällt das wohl eher nicht ins Gewicht.
Auch hier sollte man auf die Funktion aller Tastenkontakte achten. Ein Reinigen oder gar Reparieren der Tastenkontakte ist durch die andere Gehäusebauform ungleich schwieriger als beim 7500 Modell.